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Tag Archives: Absurd

Os Versáteis – Uma Noite No Urso Branco

Eigentlich sollte an dieser Stelle eine Besprechung zu Lorns neuem Album Ask The Dusk stehen. Leider ist der Karton, in dem sich diese Platte befindet, schon umgezogen. Deshalb kann ich jetzt viele gute Worte über eine sechsköpfige brasilianische Combo verlieren, die Os Versáteis („Die Vielseitigen“).  Der weiße Bär (Urso Branco) war einst eine Bowling Bahn, die Anfang  der 1960er Jahre zu einem der größten Varietétheater  in Sao Paulo umgebaut wurde.  Der musikalische Direktor des Etablissements, Abelardo Figueiredo, erkannte das Talent des Trompetenspielers Ronaldo Noronha als er ihn zufällig in Guarulhos, einem Viertel von Sao Paulo, spielen sah. Der Junge Brasilianer spielte von nun an regelmäßig im Urso Branco. Zusammen mit Joao Nelson, am Bass, Pedrinho Gitarre, Gilson  Kontrabass, Waldomar  Schlagzeug und einem weiteren Ronaldo am Akkordeon formte er die Os  Versáteis . Mit ihnen spielte er immer häufiger im weißen Bären und nahm schließlich mit Hilfe der Kontakte von Abelardo Figueiredo die Live Platte Uma Noite no Urso Branco auf.  Darauf machen die (damals- 1967) jungen Musiker ihrem Namen alle Ehre. Neben 2 Polkas, einer deutschen und einer eher aus dem Lichtensteinischen, finden sich auch zwei sehr gute instrumental Cover der Beatles darauf (Girl und Michelle). Weil die Tracks mit so viel brasilianischem Patois gecovert sind, macht es dann auch nichts aus wenn P. Mac. Carthney in den Credits angegeben ist. Wir wissen ja wer gemeint ist. Weiter finden sich noch einige brasilianische Karneval Songs auf dem Album und 2 Eigenkompositionen von Ronaldo Noronha. Besonders toll unter den eigenen Kreationen der Band ist der Track Mexican Surf. Beim hören hätte ich die Band fast für waschechte Mexikaner gehalten.  Beim Cover von Ian Whitcombs 1965er Hit You Turn Me On, rastet das Publikum total aus und die Live Atmosphäre im  weißen Bären wird erfahrbar. Natürlich gibt es auf der Platte auch noch andere schöne Stücke. Das war nur ein kleiner Einblick in die Creme de la Creme.

Der Octofish bereitet sich einen großen, in Tequila marinierten, Grillspieß zu, bevor er bei den Olympischen Spielen im Wellenreiten antritt und die Goldmedaille holt.

A.R. & The Machines – Grüne Reise

Das schöne an dieser Platte ist, dass man sich nicht groß über die Musik auslassen muss. Das Cover provoziert unendlich und eröffnet Diskussionen über den schmalen Grad zwischen Geschmack und Kunst. Die Meinungen divergieren zwischen absoluter Kunst und Brechreiz. Auf jeden Fall ist dieses Cover ein Hingucker, einer von denen, die man auch nicht alle Tage im Plattenladen findet. Jetzt aber zur Musik. Grüne Reise ist das erst Album, das Achim Reichel aktiv mitgestaltete und sicherlich auch das gefragteste in seiner Diskographie. Während die restlichen 20 Alben, oder zumindest die ab 1974,  immer an irgendwelche Konventionen angelehnt waren geht es auf der Grünen Reise deutlich progressiver zu. Bei den Maschinen handelt es sich im Wesentlichen um eine Akai-X-3300, die obskure Echoeffekte der Gitarre erzeugt. Achim Reichel singt außerdem auf Englisch. Die Texte sind frei erfunden und ergeben nicht viel Sinn. Damit reiht sich A.R. ganz unbewusst in die Reihe der Krautrock Protagonisten ein.  Selbst würde er sich nie als solchen bezeichnen. Die A-Seite ist irgendwie gelungener als die B-Seite. Oder doch nicht? Komisch ist auch, dass die Lieder alle englisch betitelt sind, mit den deutschen Übersetzungen in Klammern. Die Platte wurde unlängst neu aufgelegt. Im Gegensatz zum Original in angemessen grünen Vinyl.

Der Octofish hüllt sich in ein Gewand ganz aus grünem Samt und bereitet sich innerlich auf eine mentale Reise zum Mittelpunkt der Erde vor.