Hier also eine weitere Wiederveröffentlichung aus dem berüchtigten Katalog des Rozenbilt Labels, welches seit Anfang/Mitte der 60er Jahre einen guten Teil der progressiveren Musik in Pernambuco veröffentlichte. Die Rozenbilt Brüder waren finanziell unabhängig und geographisch weit entfernt von den Metropolen Sao Paolo und Rio de Janeiro, besaßen ein großes Studio, ein Presswerk und kümmerten sich um den brasilianischen Vertrieb einiger namhafter Plattenfirmen, beispielsweise Motown und Mercury. Mindestens einer der Brüder, von denen ich namentlich nur José ausmachen konnte, aber laut diversen Internetquellen müssten das geringsten Falls zwei sein, muss dabei eine Vorliebe für lokale psychedelische Musik gehabt haben. So kommt die hier ebenfalls besprochene Platte von Zé Ramalho und Lula Côrtes ebenfalls aus diesem Hause.
The Gentlemen sind, laut Coverabbildung, insgesamt sieben Männer, die sich Mitte/Ende der 60er Jahre zusammengefunden haben um Musik zu machen. Die Band spielte einen Mix aus Cover Versionen und eigenen Kompositionen. Gecovert wurden Tracks von Fausto Leali (Italienischer Schlager), den Bee Gees (My World) und allem was sich sonst irgendwie zwischen diesen beiden Polen bewegt. Diese Songs wurden allerdings in ein Psych-Rock Gewand gepackt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt (gut, bei dem italienischen Schlager kann ich nicht wirklich beurteilen wie weit das vom Original entfernt ist). Highlight des Albums ist sicherlich der Opener Sorriso Selvagem (Eigenkomposition), mit dem sich die Band in den tiefsten Dschungel der brasilianischen Rockmusik wagt.
Leider ist dieses Album das einzige Vermächtnis dieser interessanten Band. So lautlos wie die Band kam, verschwand sie auch wieder.
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Der Octofish kauft sich einen Zylinder, bemalt sich das Gesicht und übt fürs Theater.